Auf ein gemeinsames, neues und gesundes Jahr!

30. Dezember 2020 um 10.48 Uhr
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Die COVID-19-Krise verändert nicht die Welt, aber sie legt schonungslos offen, wie sich die Welt und unsere Gesellschaft verändert hat.

Ich hätte  es jedenfalls vor einem Jahr nicht für möglich gehalten, dass wir Ende 2020 so kontrovers über dem «Preis des Lebens» diskutieren und wie viele Milliarden denn so ein Shutdown kosten darf um die Gesundheit aller und speziell jener der älteren Generation, Risikogruppen etc. zu schützen.

Auf der anderen Seite scheinen uns die Folgekosten des Klimawandels nicht derart heftig zu beschäftigen. Die demonstrierende Klimajugend auf dem Bundesplatz wurde verhöhnt – auch von gewählten Parlamentarierinnen und Parlamentariern!

Stadt-Land und andere Gräben

Die knappen Abstimmung über die Konzernverantwortungsinitiative und die -Beschaffung der Kampfflugzeuge hat aus meiner Sicht den Graben zwischen Stadt und Land offen gelegt wie selten zuvor – und die stetige Urbanisierung unserer Gesellschaft wird dies weiter verstärken. Derweil die nächsten Vorlagen mit Sprengkraft bereits diesen März anstehen.

Da ist zum Beispiel die Initiative «Ja zum Verhüllungsverbot». Konservative und nationalistische Gruppen setzen sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Echt jetzt? Oder geht es ihnen nicht doch mehr um etwas ganz anderes? Es wird bald los gehen mit dem Abstimmungskampf und er wird wohl sehr emotional und gehässig. Und wir werden schnell feststellen, dass es viel Lärm und viel Symbolpolitik ist. Den Frauen wird es nichts bringen.

Die nächsten Agrar-Vorlagen

Und dann stimmen wir bald auch über zwei weitere Landwirtschafts-Initiativen ab. Der Einsatz von Pestiziden und der Import von derart hergestellten Lebensmittel soll verboten werden und die Trinkwasser-Initiative will die Subventionen für Landwirte kürzen, die solche verwenden.

Es geht um viel – auf allen Seiten. Die Bauern sorgen sich (zu recht) um ihre Zukunft und fühlen sich oft missverstanden und als Spielball zwischen den Fronten. Natürlich geht es aber vor allem auch um viel Geld. Die grossen Agrar- und Chemie-Konzerne fürchten um ihr Geschäft und bringen sich schon mal in Stellung. Mit viel Geld. Ein erster Vorgeschmack ist die Website www.swiss-food.ch (!). Die Site wird von Syngenta & Bayer betrieben und sie weibeln schon heftig auf den Social-Media Kanälen.

Aber eigentlich geht es doch noch um viel mehr. Es geht darum, wie die Welt von morgen aussieht und um nichts weniger als die Lebensgrundlage der nächsten Generationen. Es geht bei beiden Vorlagen viel mehr um Ernährungs- als um Landwirtschaftspolitik. Es geht darum, dass Konsumentinnen, Konsumenten und Landwirte, also wir als Gesellschaft, gemeinsam Verantwortung übernehmen.

Beide Vorlagen sind in ihren Konsequenzen radikal. Schaffen wir es nicht, die Diskussion dieser Anliegen zu versachlichen und beide Seiten zu verstehen, wird der Stadt-Land-Graben sich wohl weiter öffnen.

Wir haben es in der Hand

Die nächsten Vorlagen werden folgen. Das sind demokratische Prozesse wie wir sie kennen. Die Schriftstellerin Mahsa Gessen schrieb letzthin dazu: „Demokratie ist kein fixer Zustand, sondern ein fliessender Prozess und ein andauerndes Verhandeln darüber, wie wir zusammenleben wollen“.

Es scheint, dass wir mehr denn je an einem Scheideweg stehen. Das Positive dabei: Wir haben es in der Hand, welchen Weg wir einschlagen. Packen wir die Chance und entscheiden uns für den Weg in eine grünere Zukunft mit mehr gemeinsamer sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung!

Aber eines ist dabei auch klar: Es geht nur zusammen!

Allen alles Gute!
Cyrill Schmid

Bild: Gerd Altman, Pixabay

Am 7. März kommen folgende Vorlagen zur Abstimmung 

  • Referendum gegen die E-ID
    Bundesrat und Parlament wollen, dass auch private Unternehmen in Zukunft den digitalen Schweizer Pass (E-ID) ausstellen und so sensible private Daten verwalten.
  • Burka Initiative
    Symbolpolitik? Oder geht es den Befürwortern wirklich um Frauenrechte und Kleidervorschriften?
  • Referendum Freihandelsabkommen mit Indonesien
    Eine Allianz zweifelt, dass Indonesien willens ist, ökologische und soziale Standards umzusetzen um die Zerstörung der artenreichen Urwälder zu verhindern.